„Spiritual Voices“ zelebrieren Gospelmesse in St. Severi
in Otterndorf am 7.3.2008

Bericht von Ingeborg van Dieken, Niederelbe-Zeitung

„Mitsingen und Mitswingen" lautete das Motto des Konzerts, mit dem der Gospelchor „Spiritual Voices Caden berge" am Sonntag Laetare in die St.-Severi-Kirche in Otterndorf eingeladen hatte. Zahlreiche Besucher aller Generationen waren diesem Ruf gefolgt.

Singend zogen die etwa 30 Sängerinnen und Sänger in die schöne alte Kirche ein und boten dann im Chorraum ein farbenfrohes Bild, das ganz ihrem vielfältigen musikalischen Programm entsprach. Die Leitung lag in den bewährten Händen des Cadenberger Kirchenmusikers Kai Rudl, der das Keyboard spielte und von dort aus mit sicherem Griff das Ganze leitete. Frisch und lebendig, mit spürbarem persönlichen Engagement, gingen die Spiritual Voices ihre umfangreiche Aufgabe an und sangen so schöne Titel wie „Jesus is the rock" und „You've got a friend".

Rhythmische Prägnanz wie zum Beispiel in „Soon be done", die durch den Sprachduktus des Englischen befördert wurde, und deutliche Artikulation wirkten frisch. Chorklang in ausgewogenem Mix von Brust- und Kopfstimme war kräftig, aber nicht grob. Etliche der durchweg aparten Sätze stammen aus Kai Rudls Feder wie zum Beispiel „Lord, let us live", das er sehr textnah vertont hat. Aus einem energischen Unisono zu Beginn entwickelte sich eine interessante Mehrstimmigkeit mit dorischen Zügen, die der Komponist geradezu fantastisch am Keyboard begleitete und ergänzte. Dieser Einfallsreichtum kennzeichnete Kai Rudls Keyboardspiel während des gesamten Programms, besonders auch in Vorspielen und Überleitungen wie zum Beispiel in dem wirkungsvollen Vorspiel zu „The Gospel of Jesus Christ". Immer wieder brachten Chorsolisten ihre Stimmen ein, ein zarter Sopran, anrührend und auch etwas keck in „Holy Queen", mehrere tiefe gutturale Altstimmen, ein klarer Tenor und ein Satchmo-Bass in „The Battle of Jericho". Im Mittelpunkt des Programms stand die Gospelmesse, Text und Musik von Kai Rudl, die er seinem Chor spürbar auf den Leib komponiert hat.

Dem englischen Text war im Programmblatt eine deutsche Übersetzung beigegeben. Beide Fassungen sind nicht nur inhaltlich ungemein klar und eindeutig, sondern zudem von geradezu dichterischer Schönheit. Neben den Spiritual Voices wirkten in der Gospelmesse mehrere Solisten mit, die aus Nigeria stammende Sängerin Anna Priester sowie Reginald Thompson, Saxophon, Martin Seifert, E-Bass, und Carla Ulrich mit der Djembé, einer afrikanischen Trommel.

Die traditionelle Messordnung Kyrie - Gloria - Credo - Sanctus -Agnus Dei bestimmte auch diese Gospelmesse. Ganz wunderbar sind persönliche Anliegen an Gott als Solo- und Chorstück mit einander verwoben wie zum Beispiel im Kyrie. Mit schlichter sehr weicher Stimme, sehr ausdrucksvoll, sang Anna Priester „Oh, my Lord, how deep in sorrow I am" und verhalten-dringlich respondiert der Chor „Lord, hear my voice". Mitunter fast geheimnisvoll die unbegleitete Solostimme, dann wieder ein griffiger Chorsatz - diese dichte Darstellungsweise kennzeichnet das ganze Werk, sei es in Gegensätzen oder Parallelen. Eindrucksvoll ist die Steigerung „Glory be on High" gestaltet, klangmalerisch stehen viele Tonarten für die himmlischen Stimmen.

Ansprechende Komposition

Im Credo waren das Saxophon (Reginald Thompson) und die Trommel (Carla Ulrich) wirkungsvolle Elemente der Musik, die vom E-Bass (Martin Seifert) zuverlässig gestützt wurden. Helles klares Dur, ganz schlicht, malte den Schluss der Messe „Light of God - Licht Gottes". In ihrer direkten und klaren Art ist Kai Rudls Gospelmesse eine außerordentlich ansprechende Komposition, der man eine gute Verbreitung wünscht.

Den dritten Teil des Konzerts bestimmten etliche populäre Gospels zum Mitsingen und -swingen, zum Teil in anspruchsvollen Bearbeitungen von Kai Rudl wie „Go down, Moses", „Wade in the Water" und „Joshua fit the battle of Jericho". Das Publikum war zunächst etwas reserviert, taute aber zunehmend auf, klatschte eifrig und sang vorsichtig mit - der Beifall war dann stürmisch, lang anhaltend und aufrichtig, und die Zugaben, darunter „Oh Happy Day", machten große Freude.

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